Lena Keller – EVERLAND

Lena Keller – EVERLAND

Am 23. Oktober 2020 eröffnet in München die erste Solo-Ausstellung von Lena Keller, zu welcher ich den Katalogtext beigesteuert habe. Die Ausstellung ist bis zum 19. Dezember zu sehen. Mehr Informationen gibt es hier.

Lena Keller studiert an der AdBK München, Malerei in der Klasse von Karin Kneffel. Ihr Blick auf Natur und Landschaft pendelt zwischen Sehnsucht und Entfremdung. Durch die Verarbeitung von digitalen Bildästhetiken entwickelt Sie eine eigene Bildwirklichkeit.

„Gekonnt knüpft sie an die Malerei der Romantik an, die ihrerseits in der Natur das Sublime suchte und in ikonischen Bildern wie Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“ fand, und übersetzt das Thema in eine aktualisierte und den heutigen Sehgewohnheiten entsprechende Version. …Der Mensch blickt als Bezwinger auf eine größtenteils domestizierte Natur, deren Kulturlandschaften sich nicht nur lokal, sondern auch global zunehmend ähneln. … Everland – Immerland: Der Titel löst ein, was er verspricht …“

Anne Simone Krüger, Kunsthistorikerin M.A. (aus dem Katalog)

RETURN CODES

RETURN CODES

Ausstellungseröffnung Montag, 27. Januar 2020, 19 Uhr

Es sprechen: Bianca Müllner (Vorstand BBK) und Anne Simone Krüger (Kunsthistorikerin / Freie Autorin / Kuratorin)

Die Jahresausstellung des Berufsverbands Bildender Künstler*innen thematisiert das Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur. „Return Code“ ist ein Begriff aus der Softwareentwicklung und beschreibt eine kurze Rückmeldung des Computers, ob Systemfehler vorliegen. Das gestartete Programm überprüft sich selbst und meldet etwaige Fehler. Übertragen auf die analoge Welt fragt die Ausstellung nach Gründen für ein zunehmendes Unvermögen des Menschen zur kritischen Reflexion und Reaktion auf selbst verursachte Probleme.

Der Klimawandel hat viele Gesichter: Unwetter, Erderwärmung, Artensterben. Ein Blick zurück zeigt, dass mit der Industrialisierung eine rasante Entwicklung ihren Lauf genommen hat, die das Leben der Menschen bis heute maßgeblich beeinflusst und prägt. Während wir uns auf der Erde gut eingerichtet haben, steht die Natur durch die vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Die Ausbeutung des Planeten und seiner Ressourcen ist Bedingung für den Erhalt unserer Lebenssysteme. Seine Regeneration hingegen ist zu einem Balanceakt geworden.
Die Ausstellung RETURN CODES sucht nach Antworten auf verschiedenen Ebenen. Einige Arbeiten spiegeln die Ohnmacht des Einzelnen wider, der in einer Blase solitärer Wahrnehmung gefangen scheint. Historische Rückblicke schlagen einen Bogen in das Hier und Jetzt – von der Erklärung der Welt durch mystische Deutung bis hin zu moderner Wissenschaft und Technik. Die künstlerischen Beiträge sensibilisieren für den Wunsch nach dem Erhalt fragiler Natursysteme und beklagen den Verlust erschöpfter Ressourcen.

Chika Aruga, Jared Bartz, Wolfgang Block, Karin Boine, Anne Dingkuhn, Maren Goldenbaum-Henkel und Per Pegelow, Claudia Hoffmann, Frauke Hänke und Claus Kienle, Ute Friederike Jürß, Taru Kallio, Kim Krebeck, Penny Monogiou, Stefan Oppermann, Antje Schönau, Kerstin Stephan, Valérie Wagner, Gabriele Walter

Jens Rausch – FELDforschung

Jens Rausch – FELDforschung

Am Donnerstag, den 21. November ab 19.30 h eröffnet die Ausstellung FELDFORSCHUNG des Hamburger Künstlers Jens Rausch im Reepschlägerhaus Wedel.

Zur Vernissage am 21. November wird die Kunsthistorikerin Anne Simone Krüger einführende Worte sprechen. Die Ausstellung kann dann ab dem 21. November 2019 bis 7. Januar 2020  jeweils mittwochs bis sonntags von 9.00 – 18.00h besucht werden. Der Eintritt ist frei.

In seiner Malerei erforscht Rausch das Wesen der Dinge: das Material, das experimentelle Spiel und den Versuch, damit die Welt zu begreifen. Ein Forschungsfeld – eine Feldforschung.

Bereits seit vielen Jahren setzt sich Jens Rausch in seiner Kunst mit dem Wald auseinander. Das Thema ist heute aktueller denn je – denken wir an die brennenden Wälder des Amazonas oder Griechenlands, erhalten seine Arbeiten ein eigentümliches neues Gewicht. Dabei sind Werkserien wie die Nachtschatten bereits 2016 entstanden, in denen durch den Einsatz von Feuer oder durch besondere Lichtsituationen einen nächtlichen Wald inszeniert wird. Mit forschendem Spiel und den subjektiven Erfahrungen von Sozialisations-Mustern erzeugt der Künstler in seinen Werke Orte, die den Wald in ganz neuem Licht erscheinen lassen. In einer anderen Werkserie – den alchemistischen Mischwäldern – erweitert Jens Rausch diesen Ansatz: aus Asche oder Ruß, gepaart mit diversen Oxiden, lässt er den Wald wiederauferstehen oder erschafft abstrakte Lichtgebilde, die er Waldabschnitte nennt. Überhaupt scheint es so, als nähme der Künstler die aktuellen Geschehnisse immer wieder durch die außergewöhnliche Materialität seiner Arbeiten vorweg, die sein künstlerischen Konzept von Werden und Vergehen spiegeln. So erinnert seine Werkserie der Experimentierfelder an jene Bilder, die wir zunehmend im Zusammenhang mit Ernteausfällne aufgrund von Hitzewellen erleben. Auch seine jüngste Werkserie BERGEN greift das Thema des Klimawandels auf subtile Art auf ohne dabei moralisch zu werden: Hier lässt Jens Rausch mit Graphit, Kalk und Eisen, also Stioffen, die selbst einst Berg waren, neue Gebirge entstehen – um sie prozesshaft durch Auf- und Abschichtungen erodieren zu lassen, aufzuwölben, oder aufzufalten. Bei seinen Schmelzwasserarbeiten wiederum verwendet er alte Postkartenmotive als Vorlage und bringt die Motive mit Graphit und Schmelzwasser erneut auf die Leinwand. Entschwundene Geschichte und Schmelzwasser sind hier im doppelten Sinne vergangen und gegenwärtig zugleich. Die Titel greifen die einst unbeschwert versendeten Grüße auf.  „Wir genießen den letzten Schnee. Viele liebe Grüße!“ klingt heute seltsam ironisch.

Dabei zeigt der Künstler keine düsteren Aussichten. Sein Ansinnen ist kein ökopolotisches sondern ein künstlerisch forschendes: es geht Jens Rausch darum die Welt durch das Material zu be-greifen und sich selbst wie auch dem Betrachter neue Blickwinkel aufzuzeigen, die unter der Oberfläche der Erscheinungen verborgen liegen.
Jens Rausch wurde 1976 in Fulda/Hessen geboren und lebt heute in Hamburg. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt. 2015 wurde er für den Wesselinger Kunstpreis nominiert. Er nahm an „Artist in residence“ Programmen in Island, Georgien und in der Schweiz teil.

Vernissage: 21.11.2019 um 19:30 Uhr

Laufzeit der Ausstellung: 21.11. 2019 – 5.1.2020
Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags von 9.00 – 18.00h
Ort: Reepschlägerhaus, Schauenburgerstraße 4, 22880 Wedel

Weitere Informationen unter: www.reepschlaegerhaus.de
sowie unter der Webseite des Künstlers: www.jensrausch.de

AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG MELANIE SIEGEL

AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG MELANIE SIEGEL

Stadtmaler Stipendium 2019 Bremervörde
Melanie Siegel – Anderswo

Die Arbeiten, die während des Stadtmaler Stipendiums in Bremervörde entstanden sind, werden am letzten Septemberwochenende im Alten Rathaus ausgestellt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Text von Anne Simone Krüger.

Eröffnung: Freitag, 27.09.2019 | 19.30 Uhr
Einführung von Anne Simone Krüger, Kunsthistorikerin

geöffnet Samstag, 28.09.2019 von 10–18 Uhr
und Sonntag, 29.09.2019 von 12–18 Uhr

Altes Rathaus | Neue Straße 33 | 27432 Bremervörde

AUSSTELLUNGSPROJEKT IM ÖFFENTLICHEN RAUM

AUSSTELLUNGSPROJEKT IM ÖFFENTLICHEN RAUM

[besetzen]
>>>> leerstellen als lehrstellen

Ist eine temporäre Installation des Künstlers Arne Lösekann an 10 Positionen in der Hamburger Innenstadt, die von Texten der Kunsthistorikerin Anne Simone Krüger begleitet wird, in denen Vergessenem, Kuriosem und Wissenswertem rund um die Hanseatische Historie nachgespürt wird und Gebäude und Straßen mit Geschichten gefüllt werden.

Das Projekt :::
„die aktivierung eines viertels entsteht aus seinen bewohnern heraus und durch ihren aktiven umgang mit den vorhandenen strukturen. dies färbt auf die passanten ab, die jedoch den raum nicht nur als transit verstehen dürfen, sondern bereit sein müssen ihn zu entdecken, zu verweilen und im besten fall von ihm zu berichten … anwohner die geschichten über ihr umfeld erzählen können regen freunde, bekannte und kunden dazu an, mit offenen augen durch das quartier zu gehen … diese berichten wiederum freunden davon, die gezielt oder beim nächsten zufälligen passieren aufmerksam werden auf die vorhanden leerstellen … so aktiviert sich eine vorhandene struktur und reichert sich mit der zeit immer weiter an durch neue geschichten, entdeckungen oder dazukommende objekte.“
Arne Lösekann

An 10 Orten, die jeweils in Sichtweite zueinander stehen, bilden installative Interventionen aus geweissten Objekten eine leuchtende Perlenkette der Geschichten: Ein Portal der Zeit vor dem Großen Brand, eine Bodenplatte von Franz Erhard Walther, ein Pudel auf dem Dachfirst oder eine historische Anlegestelle für Schuten…

Auf die Spur kommen kann man diesen Geschichten mithilfe von QR-Codes. Diese sind an jeder Position angebracht und können mit dem Smartphone eingescannt werden. Sie leiten zu Texten weiter, in denen sich ungeahnte Fakten und Hintergrundwissen finden, die auf der Recherche in Archiven und auf Gesprächen mit Anwohnern und Zeitzeugen basieren. Historische Fotos, Skizzen und Entwürfe bebildern die Geschichten und bieten einen Blick zurück in der Zeit…

Laufzeit ::: 06.-24. September 2019 – die Installation ist rund um die Uhr frei zugänglich

Die Installation ist Teil des Projektes „Altstadt_neudenken“
http://altstadtneudenken.de
und offizieller Part des Tag des offenen Denkmals
https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/
und auch bei der Nacht der Kirchen zu entdecken
https://ndkh.de/

Beteiligte:
Arne Lösekann http://www.arneloesekann.de
Text und Recherche Anne Simone Krüger https://annesimonekiesiel.de

JOCHEN HEIN – WIRKLICHKEIT UND WAHRNEHMUNG

JOCHEN HEIN – WIRKLICHKEIT UND WAHRNEHMUNG

Zur Eröffnung der Einzelausstellung von Jochen Hein im Museum Bensheim am Freitag, den 23. August um 19 Uhr werde ich die einführenden Worte sprechen.

Informationen zur Veranstaltung gibt es hier.

Einladungstext

Die See kocht, der Sturm peitscht die Wogen, treibt die Gischt vor sich her. Dann kehrt urplötzlich Ruhe ein, nur noch ein leichtes Kräuseln zieht sich über die sonnenbeschienene Wasseroberfläche. Um die Ecke erstreckt sich eine platt-norddeutsche Wiesenlandschaft, daneben blickt eine Frau mit langem graublondem Haar selbstbewusst-herausfordernd in die Runde. Scheinbar breitgefächert ist das Werk des in Hamburg lebenden Malers Jochen Hein. Und kreist doch um den einen zentralen Kern: die Oberfläche.

Dieses Interesse ist seiner Malerei wortwörtlich eingeschrieben. Denn bei näherer Betrachtung brechen die Wirklichkeit der Bilder und unsere Wahrnehmung auseinander. Nichts ist so wie es scheint. Statt realistische Landschaftsmalerei zu sein, zerstäuben die Malereien, mit jedem Schritt den man weiter auf sie zugeht, in reine Farbe. Und nicht nur das: was das Auge bis dahin als Wahrheit erkannte, entpuppt sich als Laboratorium von Prozessen, in welchen die Farbe nass in nass ineinanderläuft und getropft, gespritzt, mit dem Mallappen verwischt, abgetragen, aufgetupft wird. Malen wird in Jochen Heins Bildern zu einem Abenteuer und zu einem einzigartigen Vorgang. Vor allem aber zu einem Prozess, der sich mit der Oberfläche des Bildes auch der Oberfläche der Welt anzunähern versucht. Denn bei Jochen Hein sind nicht nur die stillen Wasser tief. Stattdessen schlummert in jedem seiner Werke das Nachdenken über unsere Wahrnehmung der Welt.

Was sehen wir und was glauben wir zu sehen, weil wir es wissen? Inwieweit lassen sich die durch das wissende Wahrnehmen erzeugten Täuschungen, die sich zwischen uns und die Wirklichkeit schieben, „ent-täuschen“? Und wie erscheint uns die Welt, wenn wir versuchen, sie ganz unvoreingenommen zu betrachten? Die Malerei von Jochen Hein lädt dazu ein, scheinbar Vertrautes noch einmal ganz genau zu betrachten…

Anne Simone Krüger