Baumschlangengrün, Indischgelb, Feuerot, und Ultramarinblau – die neuen Arbeiten von Jasmin Schmidt bestechen durch ihr intensives Kolorit. Tritt man den großformatigen Werken gegenüber, so taucht man ein in eine Welt, welche sich aus unzähligen Farb-Nuancen zusammensetzt. Strukturiert werden die Bilder durch Muster. Wie feine Wegenetze auf einer Landkarte ziehen sie sich in mehreren Schichten über die Bildoberfläche. Durch ihre Überlagerungen und die gegenläufigen Verschiebungen kreieren sie ein äußerst eigenwilliges Raumgefüge, dessen Tiefe und Ausmaße nur schwer optisch zu erfassen sind. Ähnlich wie Barnett Newmans Farbfeld-Malereien fordern sie den Betrachter auf sich im Bildraum zu verlieren. Anders als bei Newmans nur aus Farbe bestehender Malerei beginnt unser auf Muster ausgerichtetes Denken hier jedoch unmittelbar damit, die Strukturen zu ordnen und nach Assoziationen zu suchen. Woher kommen uns die Wabenmuster bekannt vor? Und wo haben wir die verzogenen Rauten schon einmal gesehen?

Jede Inspiration hat einen Ausgangspunkt. Der zündende Funke für die ‚Cover’ Serie ist eine Jugendbuchreihe aus den 1970er Jahren, deren Cover durch ihre ungewöhnliche Struktur auffallen. Die Künstlerin hat die Form- und Farbelemente aufgegriffen und frei übersetzt – entstanden sind Bilder, die durch eine ungewöhnliche Mischung aus spannungsreicher Dynamik und geometrischer Harmonie auffallen. Und die nicht zuletzt auch an die Gestaltung von Spielbrettern erinnern. Waben, Rauten, sternförmige Anordnungen begleiten auch uns als Betrachter seit der frühesten Kindheit. Bereits Friedrich Schiller thematisiert die Wichtigkeit des Spiels für den Menschen.[1] Und der Kulturantrophologe Johan Huizinga geht davon aus, dass sich aus der Freude am reinen Tun, das sich selbst belohnt und keiner Außenbestätigung bedarf, die menschlichen Fähigkeiten erst entfalten und kulturelle Schöpfungen wie die Kunst entstehen.[2]So sind Jasmin Schmidts Arbeiten nicht zuletzt als Hommage an das kreative Potential des Menschen zu sehen.

Diese Reminiszenz zeigt sich auch im Titel, jedoch auf zweideutige Weise. „Das Rätsel der Arena“ kann auch als Metapher für die Entstehung der Arbeiten gelesen werden. Denn zum einen beschreibt die Künstlerin, dass die Kunst für sie ein Spielplatz ist, auf welchem die Bilder „in einem Spannungsfeld von Entdeckungen, Konkretem, Assoziativem und auf den Wegen, die die unterschiedlichen Kombinationen daraus bereithalten“ entstehen. Zum anderen ist es auch ein steter Kampf um die Formfindung, welcher in der Arena des Ateliers ausgetragen wird. Das Rätsel der Arena, den intuitiven Moment der Inspiration, werden weder die Künstlerin selbst noch wir als Betrachter je lösen können – doch zeigen die Arbeiten, dass wir auf der richtigen Spur sind, wenn wir sie mit spielerischer Neugier betrachten.

 

[1] Vgl. Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen. Reclam, Stuttgart 1795/2000, S.591-595. [2] Vgl. Johan Huizinga: Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Rowohlt, Reinbeck 1939/2004.