Neue Töne klingen an in Jochen Pankraths Malerei. In den letzten Jahren mit zahlreichen Förderpreisen ausgezeichnet, erweitert der Künstler mit der Ausstellung in der Galerie Sturm seine Farbpalette. Intensives Gelb, leuchtendes Blau oder ein nuancenreiches Weiß verleihen den Bildern eine gesteigerte farbliche Präsenz. Gleichzeitig wird die Farbe als Basis der Malerei zum eigentlichen Thema der Arbeiten. Obwohl Jochen Pankrath die traditionellen Themen der Kunstgeschichte, Figur und Stillleben, bedient, führt er vor Augen, dass sämtliche figurative Malerei – ebenso wie die abstrakte Malerei – letztlich aus Farbe besteht. Seine Bilder legen offen, dass das Gemalte eben nicht real ist, sondern Ideen des Malers zeigt, die im Zusammenspiel mit der Farbe eine Wirklichkeit generieren, die nur auf der Leinwand existent ist.

In traumhaft surrealen Szenarien fertigt Jochen Pankrath Denkbilder, die unseren Umgang mit der aus Farbe erschaffenen Bildrealität hinterfragen. Wie die Arbeit „Standbein-Spielbein“, in der das Modell sich in einem Prozess der Metamorphose befindet – der Betrachter kann hier dem Akt der Bildentstehung beiwohnen. Man fühlt sich an René Magritte und seine Arbeit „Ceci n’est pas une pipe“ (Dies ist keine Pfeife) erinnert, in welcher es ebenfalls um die Frage geht, was sich eigentlich auf dem Bild befindet. Denn es ist keine Pfeife, es ist lediglich ein Abbild und, wenn wir ganz ehrlich sind, Farbe auf einer Leinwand.

So hält auch Jochen Pankrath fest, was René Magritte, der große Philosoph unter den Surrealisten, einst den „inspirierten Moment“[1]nannte. Dieser inspirierte Moment visualisiert das, was sich hinter den Dingen verbirgt, im Bild. Er ist der Versuch, den Betrachter zu einem neuen, zu einem anderen Nachdenken über die Welt anzuregen, seine Perspektive zu verschieben und ihn dadurch zu neuen Erkenntnissen über scheinbar Selbstverständliches anzuregen. Entsprechend konstatiert auch Johannes Hüppi in Bezug auf Pankraths Bilder: „So einfach ist das manchmal. Man malt, was man sieht und verschiebt ein wenig die Realität, rückt sie ins Traumhafte, ins Glaubhafte, um mehr vom Leben zu verstehen.“[2]


[1]
 Christoph Grunenberg/Darren Pih (Hg.): Magritte. A bis Z. Erschienen anlässlich der Ausstellung MAGRITTE. DAS LUSTPRINZIP in der Albertina, Wien vom 9.November 2011 bis 26. Februar 2012. Wien, Ludion, Antwerpen 2011, S.219.
[2] Johannes Hüppi: Eröffnungsrede im Dampfbad Baden-Baden anlässlich der Ausstellung „Jochen Pankrath: Kunst“ vom 26.5.–7.7.2013.